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Mehr zum Themengebiet "Traumatisierte Familien"

Wir denken,
dass wir Erfahrungen machen,
aber die Erfahrungen machen uns
.

Eugene Ionesco

Auf dieser Seite finden Sie mehr Informationen zum Thema "Traumatisierte Familien" - Wiederholungen familiärer Muster und Folgen von Traumaweitergabe.
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Bücher von Sabine Bode

Bücher von Sabine Bode

Sabine Bode, freie Journalistin und Buchautorin, recherchierte über die Kinder des Balkankrieges und die Auswirkungen der Kriegsfolgen. Aus dieser Recherche stieg die Frage auf "Wie geht es eigentlich den deutschen Kindern, die den Krieg erlebt haben?" So groß das Interesse an den Kriegskindern des Balkans war, so wenig war zu sagen, wenn es um die eigene Kindheit im 2. Weltkrieg ging. Sie stieß auf eine Mauer des Schweigens, die sich durch die ganze deutsche Nachkriegsgesellschaft zieht. Mit einem Therapeuten als Ehemann wusste sie jedoch sehr genau um die Kriegsfolgen. Kinder, aufgezogen von traumatisierten Eltern, die nie über ihre eigenen Verletzungen gesprochen haben, geschweige denn sie überhaupt als solche wahrgenommen haben, tragen die Folgen der weitergegebenen Traumata aus. Wie eine Welle zieht sich das Schweigen durch Familien und Gesellschaft. Sprachlosigkeit allerorten, wenn es um die persönliche Aufarbeitung der seelischen Kriegsschäden geht. So gut Deutschland es geschafft hat aus den Trümmern aufzuerstehen und heute wirtschaftlich gut dazustehen, so wenig hat Deutschland es geschafft seine seelischen Trümmerlandschaften zu blühenden Wiesen zu machen. Das unverarbeitete Trauma zieht weiterhin seine Kreise. Heute in der Jugend - den Kriegsurenkeln.

Zitat:

"Nicht zu wissen, was vor der eigenen Geburt geschehen ist, heisst immer ein Kind zu bleiben"

Cicero


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Zwickmühle Doublebind

Nach der Lektüre des Buches "Wege aus der Zwickmühle - Doublebinds verstehen und lösen" von Christiane und Alexander Sautter (Familientherapeuten und Supervisoren) musste ich erst einmal ganz tief durchatmen.

Ich fand dort Antworten auf dringende Fragen wie:

  • Warum nehme ich die Worte anderer für "bare Münze", um sie dann auf die berühmte "Goldwaage" zu legen?
  • Warum lächle ich, wenn ich von Ereignissen erzähle, die mich zutiefst verletzten?
  • Warum neige ich dazu andere zu idealisieren, um enttäuscht festzustellen, dass auch sie keine Helden, Halbgötter oder Übermenschen sind?
  • Warum hat man vergessen mir die Anleitung für die Spielregeln mitzugeben?
  • Warum fühlt sich oft alles so falsch an?
  • Warum fühle ich mich so falsch an?
  • Bin ich im falschen Film?


Was versteht man unter Doublebind?

Unter Doublebinds oder Doppelbotschaften verstehen wir ein Kommunikationsmuster, bei dem paradoxerweise das, was verbal geäußert wird, nonverbal durch Gestik, Mimik oder Klangfarbe der Stimme wieder aufgehoben wird.
Witze bedienen sich häufig dieser Technik.

Was bewirkt der Doublebind?
Erwachsene, die dieses Kommunikationsmuster in ihrer Kindheit nicht kennen gelernt haben, können die Paradoxie dieser Botschaften erkennen. Im Gegensatz dazu ist ein Kind, dessen Familie dieses Muster gewohnheitsmäßig anwendet, auch als Erwachsener nicht in der Lage, die Doppeldeutigkeit zu identifizieren. Er fühlt sich verwirrt, weiß nicht genau, woran er ist, und hat das Gefühl, es nie richtig machen zu können.
Da Doublebinds in Familien immer unbewusst angewandt werden, ist eine Klärung der Schwierigkeiten deshalb schwierig bis unmöglich. Ungeklärtes aus der Kindheit nehmen wir mit in unser erwachsenes Leben. Aus diesem Grund können Paarprobleme, die unlösbar scheinen, auf Doublebinds beruhen.

Doublebinds bedienen sich der paradoxen Kommunikationsmuster und werden auch "Beziehungsfalle" genannt.

Das Gute an ihnen ist:
Bei allem Unheil, das dieses traumatisierende Kommunikationsmuster anrichtet, bleibt es ein Muster, das erlernt und demzufolge auch wieder verlernt werden kann. Die Prognose ist demzufolge sehr gut. Alle, die das Muster ernsthaft loswerden wollen, schaffen das auch.
In jedem von uns existiert ein unverletzbar heiler Kern, dem nichts etwas anhaben kann. Die Symptome und die Überlebensmuster sind Trabanten, die um diesen Kern kreisen. Es gilt, diese Trabanten zu erkennen, das Wertvolle zu achten, das Veraltete umzugestalten und daraus ein neues Bild zu komponieren, in dem Selbstwert, Lebensfreude und Vertrauen wieder die Hauptrolle spielen dürfen. (C+A Sautter)

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Epigenetik

Epigenetik - Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Gene

Auszug aus der Website:

"Traumata vernarben Erbgut"

Auch menschliche Beziehungen haben nachhaltigen Einfluss auf das Epigenom und somit auf das Leben und die Gesundheit: Ein Säugling zum Beispiel, der zu wenig Liebe und Geborgenheit erhält, soll nicht nur Bindungsprobleme bekommen, sondern auch biologisch nachweisbar Störungen im Stresshormon-System haben.

"Traumata sorgen nicht nur für Narben in der Seele, sondern auch für Narben im Erbgut", veranschaulicht der Depressionsforscher Florian Holsboer die epigenetischen Markierungen. Wenn diese Narben auch im Erbgut der Keimzellen sind, dann werden sie sogar weitervererbt, wie Epigenetiker herausgefunden haben.

Epigenetische Markierungen können vererbt werden

Hungerwinter 1944/1945 in Holland

Ein Beispiel für das epigenetische Gedächtnis ist jenes der schwangeren Holländerinnen aus dem Hungerwinter 1944/45. Dass die Frauen untergewichtige Babys zur Welt brachten, erscheint plausibel. Doch dann zeigte sich: Der Nachwuchs hatte überdurchschnittlich oft Depressionen, Übergewicht oder Schizophrenie; erstaunlich früh bekamen die Kinder Alterskrankheiten wie Herzprobleme oder Diabetes. Schließlich stellte sich noch heraus: Die betroffenen Frauen wiederum gebaren selbst verhältnismäßig kleine Kinder, obwohl diese doch in Zeiten mit Nahrung im Überfluss und mit weniger Nöten gezeugt worden waren. Die Erbsubstanz der Enkel enthielt also auch Informationen über die Lebensbedingungen der Großeltern.

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Ich habe einen (Alb)Traum

Ich habe einen Traum (geträumt von Esther Schweins)

Vor einigen Jahren las ich im ZEIT-Magazin unter der Rubrik "Ich habe einen Traum" den Traum der Schauspielerin Esther Schweins. Sie beschrieb darin, wie sie eine Zeit und Erfahrungen aus der Kriegskindheit ihrer Mutter, VERTRÄUMTE.

Auch ich litt jahrelang unter schweren Albträumen. Sie häuften sich zu einer bestimmten Jahreszeit und ließen mich mit einem Gefühl von absoluter Hilflosigkeit, Ohnmacht, Scham, Furcht und Entsetzen zurück. Die Gefühle, die meine Träume in mir hinterließen, waren um Weiten intensiver als das Fühlen dieser Gefühle in meinem Alltag.

Meine Mutter ist Jahrgang 1939 und war mit 5 Jahren Waise und Flüchtling. Sie wurde von allem getrennt, was sie liebte, Menschen und Heimat. Was ihr passiert ist, darüber erzählt sie wenig. Was sie gefühlt hat, kam über die Träume zu mir.

Ich habe lange gebraucht, um mehr Frieden in meine Träume zu bringen und hoffe, dass mein Friede genau so bei meiner Mutter ankommt, wie ihr Unfriede meine Träume gestört hat.

Das ist mein Traum.

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Vater war im Krieg - der Sohn auch

Im evangelischen Magazin chrismon (Ausgabe 6/2015) beschreibt Heiko M., Jahrgang 1958, welche Auswirkungen ein "geschichtsloses" Leben hat. Beide Eltern kriegstraumatisiert und kein Wort über die Vergangenheit. Auch Heiko M. fühlte sich schuldig am  Leid seiner Eltern.

"Materiell sorgten meine Eltern gut für mich – meine Mutter stellte in Gaststätten Automaten auf, vermietete Autos, makelte Häuser, mein Vater war Sportlehrer. Emotional aber war Wüste. Meine Eltern dachten, wenn das Dach heil ist, dann ist es auch innen kuschelig. Das war der Irrtum dieser Generation."

Mit der Mutter konnte er Frieden schließen, nicht aber mit dem Vater, der sich von jeglichem Gefühl abgeschnitten hatte.

"Ich war tief verletzt. Auch wenn er nicht bösartig war, sondern unfähig. Ab da war mir aber auch klar: Ich hab alles getan, was ich tun konnte – und damit bin ich frei. Ich fühle mich nicht mehr schuldig für das schlechte Verhältnis zu meinen Eltern. Sie sagten immer: Warum bist du so komisch, warum bist du nicht wie die anderen? Aber ich weiß jetzt: Ich bin nicht schuld an ihrem Leid. Und seitdem hat sich ganz viel verändert."

Die emotionale Stagnation in seiner Familie führte bei Heiko M. zu körperlicher Bewegungslosigkeit in Form von Rheuma und starkem Übergewicht.

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte seiner Eltern und psychologische Beratung machten ihn wieder bewegungsfähig.

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Forum Kriegsenkel: Eine Studie über die Generation der Fassadenaufrechterhalter

Im Forum Kriegsenkel wurden im Abstand von 2 Jahren eine Merkmalliste (2012) und eine Postivliste (2014) veröffentlicht, in der sich Kriegsenkel dazu äußern, was ihr Leben beeinträchtigt, aber auch ausmacht.

Ich persönlich weiß nun, warum ich ein Leben lang das Bedürfnis verspüre, meine Habseligkeiten so zu reduzieren, dass ich sie in einem Rucksack verstauen könnte. Heute bräuchte ich einen Monsterrucksack, denn es hat sich zu viel Liebgewordenes angesammelt. Dennoch bin auch ich immer wieder am Ausmisten. Man könnte das unter "Feng Shui" buchen oder unter "fluchtfertig". Als Kind eines Flüchtlingskindes lässt mich diese Studie auch mein Gefühl der Entwurzelung verstehen. Statt der verlorenen Heimat gab es eine inszenierte künstliche heile Welt. Auch ich wurde dazu angehalten diese nach außen errichtete Fassade aufrechtzuerhalten. Notfalls mit Zwang oder Verleumdung. Der Zweck heiligte die Mittel. 

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Kranke Körper zum Seelentherapeut!

KREBS IN DER SEELE. KRANKHEIT der KRIEGSENKEL? Annäherung an die Psychoonkologie aus eigener Erfahrungen - Anne Dott

Die Diplom-Psychologin Annelie Dott erzählt hier von ihrer Brustkrebserkrankung, die 2008 diagnostiziert wurde. Als Patientin schildert sie ihre Erfahrungen in Praxen und Kliniken. Bereits 2000 schrieb sie ein Buch mit dem Titel "Was mir Therapeuten schuldig blieben", heute würde sie diesen gerne abändern in "Eine Kriegsenkelin in Analyse bei Kriegskindern und wie das zu einer neuen Therapieform führte".

Auch ihr hat das Buch "Kriegsenkel, die Erben der vergessenen Generation" von Sabine BODE geholfen den Hintergund ihrer Erkrankung zu erkennen.

Ein Auszug aus ihrer Leseprobe:


Erweitertes Krankheitsverständnis, Brustkrebs ist Frustkrebs

Vielfach wird der als zu bekämpfender Feind gesehen und sogar mittels Imagination SIMENTON(2004) bekämpft. Ich konnte das Krebschen in meiner Brust nicht als Feind erleben. Es war klein und hatte sich ganz unter meiner Brust versteckt. Dort wohnte es in Hörweite meines Herzens. In meiner Vorstellung bildeten sich zwei Vorstellungen, was das sei. Erst verstand ich es als Folge von allzuviel Beanspruchung. Die Erwachsenen in meiner Kindheit waren so ausgehungert nach Halt und Zuwendung, dass sie meine Brust bis zur Gewebeentartung ausgesaugt hatten. Nachdem ich bei dem Pathologischen Befund gelesen hatte, dass es sich um dunkles Gewebe mit weißer Oberfläche handelt, kam mir die Phantasie von verdorbener Milch mit Schimmel darauf. Meine gute Milch, die ich diesen Erwachsenen zu geben hatte und habe, wurde nicht abgenommen und musste verderben. Es passt letztendlich zusammen. Man wollte nur emotionale Unterstützung von mir, ohne meine Erkenntnisse und Veränderungshilfen zu betrachten oder gar anzunehmen. Ich habe das bereits Ende der siebziger Jahre während meiner Analysen alleine verstanden. Auch dort wollte man davon nichts wissen. Mein Buch im Jahre 2000 war wohl auch zu früh. Jetzt in der Vorbereitung dieser Veranstaltung habe ich ein Buch gefunden, dass ohne psychotherapeutischen Anspruch die Leiden der KriegsENKEL beschreibt. Endlich kann meine Generation auch einmal ihre Leiden artikulieren, nach fast 60 Jahren. BODE (2009) beschreibt die Sprachlosigkeit und die abgespalten Gefühle der Kriegskinder, unserer Eltern. Durch diese (Fehl-)Verarbeitung wurden sie uneinfühlsam gegenüber ihren Kindern und distanziert gegenüber uns Nachkriegskindern oder Kriegsenkeln. Frau BODE sieht bei den Eltern eine bis heute im Alter bestehende Veränderungsangst. Ja sie nahmen meine Hilfsangebote nicht an. Die doppelte Frustrierung führte bei mir und vielen meiner Patientinnen zu schwerem Leid(en). Führte sie auch zu Krebs? Ich bin überzeugt davon. Ich hatte Krebs in der Seele und wegen der zweiten Zurückweisung davon eine Metastase in der Brust. Diese ist entfernt und liegt zu meiner Beruhigung gut konserviert in einem Labor. Gerne hätte ich sie gesehen, war sie doch ursprünglich etwas Wertvolles. In der Klinik, in der ich operiert wurde, erzählte man vom epedemieartigen Anwachsen der Brustkrebserkrankungen bei den entsprechenden Jahrgängen, den Kriegsenkeln. Ich scheine nicht die Einzige zu sein. Betroffene, die bereit sind, sich diesen schicksalhaften Ursachen zu stellen, sollten sich zusammenfinden. Schließlich ist die Elterngeneration therapieresistent. Mein Buch (2000) hätte heißen müssen: „Eine Kriegsenkelin in Analyse bei Kriegskindern und wie das zu einer neuen Therapieform führte.“ Damit wären die vielen Missverständnisse gut erklärt. Denn nicht nur die Eltern, meine Eltern, unsere Eltern, sondern auch Lehrer, Ausbilder und Therapeuten waren häufig Kriegskinder. Sie entwickelten allenfalls Neid als Emotion, aber nie Mitgefühl und Verständnis für mich.

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Traumatischer Stress in der Familie

Wenn die Trauma-Bewältigung des einen zum Trauma des anderen wird, von Alexander Korittko /Zentrum für Psychotraumatologie und Trauma-zentrierte Psychotherapie Niedersachsen.

Hier handelt sich um einen Vortrag von Alexander Korittko beim Kinderschutzbund Dortmund.

Diese Präsentation zeigt die Entstehung eines Traumas, Persönlichkeisveränderungen und Veränderungen von Charakterzügen, PTBS (Posttraumatische Belastungsstörungen), daraus entstehende Verhaltensweisen, körperliche Reaktionen, dissoziative Reaktionen, übliche Diagnosen, Traumaweitergabe in der Familie und gibt Lösungsmöglichkeiten.

Interessant finde ich die Verbindung zwischen den psychiatrischen Diagnosen bei Jungen (ADHS, Störungen des Sozialverhaltens, oppositionelles Trotzverhalten), die sich als Störungen zeigen, die nach außen gerichtet sind und von der evolutionären Rolle des Mannes als Kämpfer und Verteidiger herrühren. Symptome der Übererregung, wie z.B. Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, erhöhte Reizbarkeit, mangelnde Affekttoleranz sind also aus dem evolutionären Aspekt heraus durchaus sinnvoll. Traumatisierungen können Menschen jedoch in einen Zustand der Dauererregung führen.

Mädchen dagegen neigen eher zur Opferrolle, da Frauen und Kinder evolutionär als Beute galten. Wenn weder Flucht noch Kampf möglich sind, bleibt nur die Erstarrung (das Totstellen) und die Dissoziation (Abspaltung). Insofern reagieren weiblich Traumatisierte mit nach innen gerichteten Symptomen und die Diagnosen lauten eher so: Selbstverletzendes Verhalten, Depression, Angst, dissoziative Störungen, affektive Störungen, Borderline.

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Transgenerationale Traumatisierung durch sexualisierte Gewalt

Anlässlich eines Fachtags des Wildwasser Wiesbaden e.V. (Verein gegen sexuelle Gewalt) am 25.11.2013 hielt Dr. Marianne Rauwald, Leiterin des Instituts für Traumabearbeitung und Weiterbildung in Frankfurt, einen Vortrag über transgenerationale Traumatisierung durch sexualisierte Gewalt.
Auszug aus dem Vortrag:

"Hier sehen wir – in einer Art Rundblick - immer wieder Familien im Zerbrechen, Familien, in denen die zerstörerischer Kraft eben oft schon elterlicher Traumatisierungen die Basis einer familiären Gemeinschaft so sehr angegriffen hat, dass ein Fortbestand im Sinne eines gesunden Fundaments für alle Familienmitglieder in Frage steht: „broken bone families“."

Den Vortrag gibt es in einem pdf und es wird erklärt, warum Eltern, die durch Missbrauch, Misshandlung oder Vernachlässigung schwer belastet sind, deren Trauma aber nicht erkannt und unbehandelt bleibt, große Gefahr laufen, ihre eigenen Kinder zu traumatisieren. Oft bereits als Ungeborene im Mutterleib.

Erklärt wird auch, warum es gerade Kinder aus missbräuchlichen Beziehungen immer wieder zu dem Menschen hinzieht, der ihn entleert hat:

"Die primitive Identifizierung verhindert die Separation-Individuation des Kindes und erleichtert die Weitergabe aggressiver und destruktiver Aspekte der Traumatisierung der Eltern sowie ihrer Trauer-, Schmerz-und Schuldgefühle. Die Trauer und die Schuldgefühle der Eltern werden zu denen des Kindes, das sie dann wie seine eigenen Gefühle externalisiert.“ (Kogan, 2009, S. 41)  Die Kinder schwer traumatisierter Eltern stehen unbewusst für einen Selbstheilungsprozess der Eltern, indem sie Schmerz und ihre tiefen Schuldgefühle teilen.

Über frühe psychische Mechanismen der Projektion, Identifikation oder projektiven Identifizierung können die Kinder solcher schwer verletzter Eltern  zum Container für die unerträglichen Gefühle und überwältigenden traumatischen Erfahrungen werden. Dies stellt eine Weitergabe der elterlichen Traumatisierung dar, indem sie über die Deponierung der unerträglichen und vom Elternteil nicht integrierbaren fragmentierten Erinnerungen eine Wiederholung der Traumatisierung in der kindlichen Psyche bedeutet.

Eine weitere kindliche Traumatisierung sieht Kogan darin, dass das Kind, das die elterliche Bedürftigkeit spürt und auch in dem Bemühen, ein ausreichend gutes mütterliches Objekt wiederherzustellen, versucht, die Mutter zu trösten, auf sein eigenes existentielles Bedürfnis nach Trost und Schutz verzichten muss, da die emotionale Verfügbarkeit des traumatisierten Elternteils nicht vorhanden ist. Stattdessen ist das Kind in seinem Versuch, das Geschehene zu  begreifen, oft auf seine Fantasien angewiesen, die sich häufig gerade mit den transgenerational vermittelten Erfahrungen der Eltern mischen, die mit sadistischen und destruktiven Objekten aus der traumatischen Vergangenheit angefüllt sind, die in den kindlichen Fantasien erneut zum Leben erweckt  werden und so ebenfalls traumatisierende Wirkung im Kind entfalten können.  Derart traumatisierte Kinder tendieren dazu, das unverstandene traumatische Erbe zu reaktualisieren und dabei die transgenerational vermittelte Traumatisierung zu wiederholen. Die im eigenen Seelenleben eingekapselte, unverstandene Realität der Eltern bestimmt das Erleben der eigenen Gegenwart, die durch die traumatischen Erfahrungen der Eltern erschüttert scheint. Die Kinder leben so in zwei Realitäten, der eigenen und der der Eltern, und in zwei Zeiten, in der in ihnen am Leben gehaltenen Vergangenheit der Eltern sowie der eigenen Gegenwart. Dies ist häufig verbunden mit dem Wunsch, die introjizierten überwältigenden Gefühle zu externalisieren. Unbewusst tendieren diese Kinder dazu, die erlebten Grenzverletzungen mit ihren aktuellen Objekten zu wiederholen, was zu gravierenden Beziehungsstörungen führt.

Über die narzisstische Liebe, die sich aneignet, was im Kind gut ist, wie insbesondere über den narzisstischen Hass, der die unerträgliche Geschichte intrusiv im Kind deponiert, welches nun dafür abgelehnt, aber gleichzeitig gebraucht wird, sind die Generationen eng verbunden, teleskopartig ineinander geschoben. Erst ein Erkennen und ein Verstehen dieser Identifizierungsprozesse erlaubt eine Ent-Identifizierung über eine   Rekonstruktion der historischen Bedingungen und Anerkennung als Teil einer Vergangenheit. So können sich die Generationengrenzen wieder herstellen und der Prozess einer neuen Identitätsfindung beginnen."

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Nachts kehrt der Schrecken zurück

In einem Zeitungsartikel stellt sich ZEIT-Online die Frage "Im Alter werden die Kinder des Zweiten Weltkriegs oft von unbewältigten Traumata heimgesucht. Wie lässt sich das therapieren?"

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Dreißig Jahre Haft im falschen Film

So heißt das Manuskript des Bildhauers Gerhard Roese, der mit einem NAPOLA-Vater aufwuchs und dann selbst auf eine Elite-Anstalt geschickt wurde - die Odenwaldschule. Dass er dort zu den missbrauchten Kindern gehörte, macht er auch an seiner Erziehung fest. Er war das Kind der Familie, in dem der Vater das eigene Trauma ablegte, um es dann zu bekämpfen. Kinder, denen das widerfährt, sind die sogenannten "Sündenböcke" einer Familie. Sie dürfen für alles herhalten, was schief geht. Sie sind Schuld und sie fühlen sich schuldig. Das führt zu einer Demutshaltung, die wiederum Menschen anzieht, die ein Opfer suchen. Ein Teufelskreis, aus dem es Gerhard Roese herausgeschafft hat.

Den Artikel dazu, in dem es um transgenerationale Traumata geht, finden Sie bei deutschlandfunk.de.

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Töchter narzisstischer Mütter

Töchter narzisstischer Mütter

Auf dieser Seite finden Sie Informationen rund um die NPS (Narzisstische Persönlichkeitsstörung). Mädchen, die unter Gewalt oder Kriegsgräueln aufgewachsen sind, entwickeln sich nicht selten zu "kalten Müttern". In unserer Gesellschaft besteht noch immer ein "Mythos Mutter", dabei können gerade Mütter missbrauchen. Ihr Missbrauch ist eher subtil, weil emotional und nicht wirklich belegbar. Er unterliegt dem subjektiven Empfinden des Kindes und wird, wenn geäußert, nicht selten als "unwahr" hingestellt, da ein Mensch mit einer NPS nach außen einen völlig anderen Eindruck vermittelt.

Kinder, die von einer narzisstisch gestörten Person aufgezogen werden, unterliegen einer Form von Tyrannei, die sie ein Leben lang zeichnet.

Auszug aus der Homepage ("Über mich"):

"Diese Seite ist im Zuge meiner persönlichen Beschäftigung mit dem Thema narzisstische Mütter entstanden. Als Tochter einer narzisstischen Mutter kämpfte ich jahrelang damit zu verstehen, was mit mir, meiner Beziehung zu meiner Mutter und weitreichender der ganzen Familie schief lief. Der Groschen fiel erst dann, als ich einer Freundin eine quälende Kindheitserinnerung erzählte und sie mir die Worte „emotionaler Missbrauch” auf den Weg gab. Bei meiner Recherche darüber kam ich eher zufällig auf das Thema “narzisstische Mütter”. Da diese Entdeckung für mich von größter persönlicher Bedeutung war und ist, und im deutschsprachigen Internet nur wenig Materialien zu diesem Spezialbereich vorhanden sind, entschied ich mich meine Informationen und Erfahrungen zu teilen.
Missbrauchende Mütter ist noch immer ein großes Tabuthema und narzisstischer Missbrauch schwer zu erkennen. Ich hoffe diese Seite kann der ein oder anderen Tochter eine Hilfestellung sein, Erklärungen liefern und der komplizierten, schmerzhaften Beziehung zur Mutter einen Namen geben."

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Mütter als Täterinnen

Der Mythos "Mutter" wird auch in einem Blogbeitrag von Sven Fuchs entlarvt. Frauen, die Ohnmacht erfahren haben, können sich wie Männer ein Gefühl von Macht zurückholen, indem sie Schwächere missbrauchen und misshandeln. Am greifbarsten sind die eigenen Kinder. Opfer von Gewalt werden häufig zu Tätern und Täterinnen, machen andere zu Opfern und die Spirale von Gewalt und Machtmissbrauch dreht sich weiter.
Einen erschütternden Betroffenenbericht und Studien über Frauen als Täterinnen finden Sie unter Kindesmisshandlung: Mütter als Täterinnen.

 

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Flügel der Hoffnung

Die Stiftung Wings of Hope, die mit therapeutischer Arbeit Kindern des Krieges aus dem Trauma der Gewalt helfen will, ist zur Zeit vorrangig in Bosnien-Herzegowina, im Irak und Palästina/Israel tätig. Unter dem Punkt "Methoden" steht folgendes Statement:

Wir wollen nicht akzeptieren, wenn Kinder unter Symptomen leiden, die ihren Ursprung in traumatischen Kriegserlebnissen haben. Oder in Erfahrungen von Unterdrückung, Embargo und Diktatur. Traumatisierte Kinder sind für uns keine akzeptablen "Kollateralschäden".

Unter Kollateralschäden werden folgende Punkte angeführt:

  • Kinder, die nicht mehr schlafen und essen können,
  • Kinder, die ihre Aggressionen nicht mehr beherrschen können,
  • Kinder, die unter unerklärlichen Schmerzen leiden,
  • Kinder, die die Freude am Leben verloren haben.

Unter dem Punkt "Unsere Kinder" (Bosnien-Herzegowina) wird Nikolina vorgestellt:

Sarajevo

Nikolina ist 19 Jahre alt und wurde von der Schulpädagogin auf die Arbeit unseres Zentrums in Sarajevo aufmerksam gemacht. Am Anfang der Arbeit mit ihr ging es um Krisenintervention, weil sie an diesem Tag einen "Anfall" hatte. Diese so genannten Anfälle äußern sich bei Nikolina darin, dass sie in Ohnmacht fällt und aufhört zu atmen, manchmal bis zu 30 Sekunden lang. Nach diesen Anfällen, die nicht auf Epilepsie zurückzuführen sind, hat sie bis zu 24 Stunden andauernde, sich aufdrängende Vorstellungen (Imaginationen), die unmittelbar verbunden sind mit traumatischen Erlebnissen. Nikolina kann sich aber an diese traumatischen Erlebnisse nicht erinnern. Nur Fragmente dieser Erlebnisse, die mit dem Ausrottungskrieg gegen die Zivilbevölkerung in Sarajevo, mit einer abenteuerlichen und gefährlichen Flucht aus der belagerten Stadt und dem Überleben als Flüchtling im benachbarten Ausland bei Verwandten zusammenhängen, sind Nikolina bewusst.

Diese Fragmente werden in bestimmten Situationen bei Nikolina "angetriggert" und dann erscheint es der Jugendlichen so, als würde alles wieder "gerade eben" geschehen. Die Auslöser für den letzten "Anfall" war ein Konflikt mit einem Lehrer in der Schule.

Nikolina befindet sich in der Gruppentherapie (Unterstützungsgruppe) und in Einzeltherapie.

  • Es geht im Rahmen ihres Behandlungsplanes darum, sie zuerst zu stabilisieren.
  • Sie erlernt Imaginationsübungen, mit deren Hilfe sie als Gegengewicht zu den Schreckensbildern, die sie peinigen und über die sie noch nicht reden kann, positive innere Bilder setzen kann.
  • Sie lernt, sich von den Schreckensbildern innerlich zu distanzieren und sie lernt in Momenten großer Panik, sichere Orte in sich selbst zu aufzusuchen, die sie als sichere innere Fluchtorte installiert hat, um neuen lebensbedrohlichen Ohnmachtsanfällen vorzubeugen.

Unter dem Punkt "Unsere Kinder" (Irak) wird Alan vorgestellt:

Im letzten Krieg kam es in der unmittelbaren Nähe von Alans Wohnung zu massiven Angriffen mit Bomben und Marschflugkörpern. Seither reagiert er mit Panikattacken auf das Anbrechen der Dämmerung, er kann nicht einschlafen und nicht durchschlafen. Er weint sehr häufig. Dazu hat er begonnen, zu stottern. Er leidet unter chronischen Kopf- und Bauchschmerzen. In der Schule ist er unaufmerksam, kann sich nicht konzentrieren, kann nicht an seinem Platz bleiben und ist nicht in der Lage, seinen schulischen Pflichten nachzukommen. Oft ist er sehr müde. Er isoliert sich von den anderen Kindern und wirkt häufig stur und uneinsichtig.

Das Schicksal von Abqulqadir lautet so:

Im letzten Krieg ist eine Cruise Missile, während der Junge im Freien spielte, in seiner unmittelbaren Nähe eingeschlagen. Er reagiert seit dieser Zeit insbesondere mit Alpträumen, Flashbacks, Panikattacken und Aggressionen gegen sich selbst. Einige Male hat er sich bereits absichtlich in den Arm geschnitten.

Die Stiftung sieht ihre Arbeit folgendermaßen:

Durch kompetente therapeutische und ganzheitliche Hilfe leisten wir einen Beitrag zum inneren und äußeren Frieden von jungen Menschen in Kriegsregionen. Die Stabilisierung dieser Menschen ist ein wichtiger Beitrag zum Aufbau der Zivilgesellschaft in einer Nachkriegssituation und zur Toleranzerziehung. Unsere Traumahilfe ist darum unmittelbar Friedensarbeit.

Im 2011 eröffneten TraumaHilfeZentrum in der Altstadt von Bethlehem

finden Menschen einen sicheren Ort, an dem sie sich öffnen können. Sie finden Fachleute, die ihnen zuhören und ihnen erklären, woher ihre Symptome und Schwierigkeiten kommen.

Sie lernen, ihre Beschwerden wie Alpträume, Depressionen, Flashbacks oder körperliche Beschwerden als Folgen ihrer traumatischen Erfahrungen zu erkennen. Mit Hilfe traumatherapeutischer Unterstützung können sie eigene Ressourcen und Kräfte mobilisieren und werden in ihrer Persönlichkeit gestärkt. Sie erfahren Hilfe, damit die schrecklichen Erfahrungen sie nicht mehr dominieren. Es gelingt ihnen, neue, gewaltfreie Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln und die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen.

Denn

Aus Opfern müssen nicht zwangsläufig Täter werden - aus Opfern können auch Überlebenskünstler werden!

Kriegskinder sind "Überlebenskünstler", die eine Menge schultern müssen, aber auch große kreative Potentiale haben.

Wer hat das unseren Eltern erzählt? Wie haben sie ihre Traumata verarbeitet? Welche Methode wurde angewandt um ihre Symptome aufzulösen? Wer hat ihre Tränen getrocknet? Wer hat sie in den Schlaf gewiegt? Wer hat sie festgehalten, wenn die Panik hochkam? Wer hat sie getröstet, wenn Verlustschmerz sie zu überwältigen drohte? Wer hat mit ihnen gesprochen, wenn sich Hilflosigkeit und Ohnmacht in physischer und psychischer Aggression äußerten?

Haben sie die Flügel der Hoffnung gespürt? Wurden sie getragen?

Haben sie all das überhaupt gefühlt? Fühlen können, fühlen dürfen? Und wenn nein, sind die Gefühle dann weg? Oder kommen sie wieder? Suchen sie sich die Lücke, wo sie durchschlüpfen und auf sich aufmerksam machen können? Wenn so viel ungeklärt ist, kann man dann in Frieden gehen? Wann und wo klopfen die Dinge an? Wie kann Frieden geschaffen werden?

Gemeinsame Erklärung aller Hauptamtlichen von Wings of Hope:

Menschlichkeit und Professionalität

Nur wenn wir in der Lage sind, menschlich miteinander umzugehen, werden sie in der Lage sein, menschlichen Umgang mit anderen zu fördern und Frieden zu stiften. Wir lassen uns helfen und qualifizieren uns in Seminaren und Ausbildungscurricula zu Profis in der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen.

Traumatisierte Kinder und Jugendliche, deren Trauma nicht erkannt wurde, die überlebt haben und erwachsen geworden sind, dürfen die Verantwortung für Frieden stiftende Arbeit selbst übernehmen. Es gibt viel zu tun.

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Kriegsursachen, destruktive Politik und Kindheit

Kriegsursachen, destruktive Politik und Kindheit

Der Autor dieses Blogs untersucht Zusammenhänge zwischen Kindesmissbrauch und dessen Folgen, vor allem in der Politik, Gewalterfahrungen in der Kindheit, deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und Gewalt an Kindern als Ursachen für Krieg. Wer regiert unsere Welt? Fähigkeit oder Trauma? Wer Gewalt erfährt, gibt Gewalt weiter?

Zitat 

"Wir wollen ja den Frieden. Gibt es denn da keine Möglichkeit, uns zu ändern, ehe es zu spät ist? Könnten wir es nicht vielleicht lernen, auf Gewalt zu verzichten? Könnten wir nicht versuchen, eine ganz neue Art Mensch zu werden? Wie aber sollte das geschehen, und wo sollte man anfangen? Ich glaube, wir müssen von Grund auf beginnen. Bei den Kindern." (Astrid Lindgren)

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Über den ehemaligen katholischen Priester Bert Hellinger

Christiane Sautter (Familientherapeutin und Supervisorin) über Bert Hellinger, den "Vater" des Familienstellens, der in seiner Arbeit gerne die autoritäre Rolle des "Paters" übernimmt. An Bert Hellinger und seiner Vorgehensweise scheiden sich die Geister. Es geht ja selten um das WAS, sondern um das WIE. Über die Autorität eines ehemaligen katholischen Priesters.

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